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2012-07-10

Der Goldene Kompass

Autor: Philip Pullman
Titel: Der Goldene Kompass
Verlag: Heyne
ISBN: 978-3-453-40548-6
Bewertung: 3/10

Klappentext: Der Auftakt der sagenhaften Fantasy-Trilogie:
In einer Welt, die der unseren sehr ähnlich ist, lebt das Mädchen Lyra. Wie jeder Mensch hat es einen Dæmon, eine Art zweites Ich, von dem es sich nie trennen würde. Doch immer wieder verschwinden Kinder aus der Gegend und man hört gräßliche Geschichten: Die Entführer entreißen diesen Kindern ihre Dæmonen! Lyra macht sich auf in den Norden, um ihren Freund Roger zu retten. Auf ihrer Reise trifft sie gefährliche Panzereisbären und fliegende Hexen und findet schließlich hinter dem Polarlicht eine ganz neue Welt.
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Diese Rezension enthält Spoiler!

"Der goldene Kompass" liegt schon etwas länger auf meinem Stapel ungelesener Bücher herum, da ich mich aus irgendeinem Grund nie dazu durchringen konnte, damit anzufangen. Gestern hat sich dann herausgestellt, dass es bisher eine gute Entscheidung war, das Buch nicht zu lesen, denn leider hat es mich so gar nicht gefesselt.

Ich muss zugeben, dass ich Lyra als Hauptcharakter überhaupt nicht leiden kann, sie scheint mir ziemlich selbstverliebt und denkt über viele ihrer Aktionen nicht nach. Außerdem kommt sie mir während des Buches ab und zu viel zu egozentrisch vor, beispielsweise wenn sie von Mrs. Coulter aufgenommen wird und dafür dann monatelang alles über die Entführung ihres Freundes Roger vergisst, bis sie dann praktisch mit der Nase wieder darauf gestoßen wird. Sie stellt sich oft und gerne in den Mittelpunkt und versucht alles, was sie will, auch durchzusetzen und zu meiner großen Verwunderung gelingt ihr das auch noch die meiste Zeit, was sie für mich nur noch unsympatischer macht.

Die Charaktere, die mir wirklich gefallen haben sind Iorek, Lee Scoresby und Roger, denn ihnen allen scheint die Loyalität irgendwie wichtiger zu sein als alles andere. Na gut, Lee schwankt vielleicht ein bisschen, aber er hats meiner Meingung einfach drauf mit dem Heißluftballon - wer hat den schon mal jemanden gesehen, der mit diesem Ding kämpft?

Man weiß oft während des Lesens die Hintergründe mancher Aktionen der Charaktere nicht und kann diese deshalb nur schwer nachvollziehen - eigentlich ist dagegen ja nichts einzuwenden um den Spannungsfaktor aufrecht zu erhalten, aber hier blickt man einfach nicht mehr durch, was überhaupt los ist. Auch werden manchmal Handlungen einfach ausgelassen und erst viel später erklärt, was mir dann das Gefühl gibt, ich hätte irgendwas verpasst. So ist es zum Beispiel wenn Lyra bei Mrs. Coulter lernt, den Kompass zu benutzen: Das erste Mal wird uns beschrieben, später jedoch erzählt sie von einigen anderen Malen, bei denen sie etwas über den Kompass gelernt hat.

Generell spricht mich der Schreibstil des Buches nicht sonderlich an. An sich erschien mir alles ziemlich eintönig, viele Sätze ertranken fast in Nebensätzen und die Spannung war für mich die meiste Zeit wenig bis unersichtlich. Es gab ein paar Punkte, an denen ich die Story sogar ganz interessant fand: Die Zeit in den Versuchslaboren von Bolvangar oder der Kampf in Svalbard, aber ansonsten glich alles eher einer langatmigen Erzählung einer Reise.

Das, was mich am Buch allerdings am meisten gestört hat, waren die mehrfachen Darstellungen der Gewalt an Tieren. Lyra erzählt beispielsweise stolz jedem, den sie kennt, dass sie einmal mit Roger einen Raben gebraten hat, Iorek fischt eine Robbe aus dem Meer und schlitzt sie bei lebendigem Leibe auf, um mit ihrem Fett seine Rüstung einzufetten, Lyra's komplette Kleidung besteht aus Pelzen und Innereien anderer Tiere..... Ich kann es nicht nachvollziehen, wie man so etwas sehen kann und nichts dagegen unternimmt, wenn doch der eigene Dæmon diesen Wesen so ähnlich sein kann! Nun gut, vielleicht bin ich da ein wenig voreingenommen, ich bin seit fast 16 Jahren Vegetarier, aber trotzdem erschien mir einiges in dem Buch ein bisschen zu grob und bildlich dargestellt.

Auch die Welt, in der wir uns in dieser Geschichte bewegen, war für mich leider nicht so greifbar. Es waren für mich zu viele uns bekannte Elemente (wie z.B. die Länder, die bereist werden) mit der Fiktion Pullmans' vermischt - vielleicht war es für mich auch nur so schwer das alles zu begreifen, weil die meisten der fiktiven Phänomene im Buch überhaupt nicht erklärt werden. Woher kommen Dæmonen, wieso kann der Mensch sich nicht von ihnen entfernen und viele weitere Fragen stellen sich immer wieder, und ich hatte die Hoffnung, dass sie wenigstens am Ende des Buches einmal aufgelöst werden, aber da wurde ich leider enttäuscht. Ich hoffe doch, das all dies in den nächsten Büchern geklärt wird, aber diese Unwissenheit, in der man die ganze Zeit hängt sagt mir überhaupt nicht zu.

Das Ende hat mir generell nicht so gut gefallen. Nun gut, es war eine Überraschung, dass Lyra's Eltern eng umschlungen unter der Aurora stehen, es war auch eine Überraschung, dass Lord Asriel (den ich das ganze Buch über schon absolut nicht leiden konnte - was denkt der sich eigentlich, das eigene Kind so zu behandeln... und seine Frau ist genauso unfassbar) im Endeffekt genauso handelt, wie seine Rivalen, um das Tor zur anderen Welt zu öffnen, aber was zur Hölle soll der ganze Mist mit der Kirche? Die hatten doch bisher auch keinen wirklichen Part in diesem Buch, außer, dass sie am Anfang einmal in Verbindung mit großer Macht gebracht wurden. Ich fand das Ende wirklich sehr unbefriedigend und ich überlege mir, ob ich die beiden anderen Bücher wirklich noch lesen muss, denn mir wurde gesagt, dass die nicht sehr viel spanndender werden. 


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